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Die Schneekönigin und der Frühling

 

Eines schönen Tages, die Schneekönigin thronte gerade auf ihrem eisigen Sessel und ließ sich die königlichen Füße massieren, ereilte sie plötzlich die Kunde, das im Süden etwas Schreckliches vor sich ging. Einer ihrer treuesten Späher berichtete ihr, das dort in den vergangenen Tagen der Frühling Einzug gehalten hätte. Völlig entsetzt sprang sie aus ihrem Thron auf und stieß dabei den Bediensteten zu ihren Füßen um. So heftig ,das dieser völlig perplex auf seinem schmerzenden Hinterteil landete und im Stillen ihre Königliche Hoheit für ihre Rücksichtslosigkeit verfluchte. Die aber war schon davongeeilt ohne sich noch einmal nach dem Diener umzusehen und rannte direkt in ihr Schlafgemach um ihren Zauberspiegel zu befragen. Sie musste einfach wissen, wie das passieren konnte. Der Frühling…...nein das ging überhaupt nicht, was fällt dem nur ein. Vor sich hin brummend schüttelte sie ärgerlich den Kopf und stellte sich vor ihren riesigen Spiegel. Ungeduldig schwang sie ihr machtvolles Zepter und beschwor den Spiegel ihr zu zeigen, was sie sehen wollte. Und oh nein, was musste sie da erblicken? Überall in Plusterland blühten die ersten Krokusse auf den Wiesen und in den Vorgärten, Schneeglöckchen steckten ihre Köpfe aus dem Boden und die ersten Vögel zwitscherten fröhlich ihre Lieder zur Freude über das beginnende Frühjahr. Fassungslos starrte die Schneekönigin in den Spiegel und konnte nicht glauben, was sie da sah. Einen Moment lang, war sie gänzlich zur Eissäule erstarrt, und wurde ganz grün im Gesicht .Dann aber fand sie ihre Fassung wieder und schwor den Frühling zu vernichten. Immer noch schimpfend und schnaubend über die freche Dreistigkeit dieses Gesellen stapfte sie zurück in den Thronsaal, riss ihren Mantel aus Eiskristallen vom Haken der Garderobe und stürmte hinaus. Draußen warteten bereits die Schneegeier, angespannt, vor ihrer Kutsche und so stieg sie ein. Na dem würde sie es zeigen. Sofort knallte sie mit der Peitsche und trieb die Vögel an in die Lüfte aufzusteigen. Ruck Zuck war sie ein paar Minuten später bereits über Plusterland und sah, das der Spiegel nicht gelogen hatten. Hier war es tatsächlich schon warm und sonnig und die Wiesen wurden grün, Vögel zwitscherten in den Bäumen. Alles war friedlich und schön. Etwas das die Schneekönigin so gar nicht ertragen konnte. Also schwang sie voller Wut ihr mächtiges Zepter, damit es Schnee und Eis regnen sollte, um den Frühling ein für allemal zu vertreiben. Augenblicklich verdunkelte sich der Himmel, es begann in dicken Flocken zu schneien und zu stürmen und alles wurde wieder weiß. Erleichtert und glücklich über diesen Anblick, und darüber das jetzt alles wieder seine Ordnung hatte, flog sie zurück zum Palast um sich einem Bade in eiskalter Milch zu widmen. Sie musste sich dringend von dieser Aufregung erholen. Das war einfach alles zu viel für ihr Nervenkostüm. Was erlaubte sich dieser Frühling eigentlich. Wer glaubte er denn, das er war. Schließlich war sie die Schneekönigin und alle machten was sie wollte, so war das nun mal. Immer noch vor sich her schimpfend stieg sie in die Wanne und gerade als sie anfing sich zu entspannen, hörte sie draußen einen Tumult. Zutiefst verärgert darüber schon wieder gestört zu werden in ihrer eisigen Glückseeligkeit, stieg sie aus Wanne, warf sich ihren Bademantel über und stürmte hinaus. „Was ist hier los!!!!“ brüllte sie ihre Dienerschaft an. Augenblicklich wurde es still. Alle hielten die Luft an. Niemand rührte sich mehr. Wütend starrte die Schneekönigin in die Runde und pickte sich dann ihren Leibdiener Schnee aus der Reihe, der mit schlotternden Knien vor ihr stehenblieb. Nochmals schrie sie den Diener an und wiederholte dabei ihre Frage.“Was zum Schneegeier ist hier los?! Ich will jetzt auf der Stelle eine Antwort! Sprich!“ Der arme Schnee zitterte so sehr, das nur noch Gestammel aus seinem Mund kam, als er ihr antwortete“ Dddddder Frühhhhhliiiing ist zurüüüüück Majestääääääät, wir haben darum gestritten wer von uns es euch mitteilen soll und wir konnnnnntttten uns niiiicht darauf einigggggennnn“. Die Schneekönigin tobte:“Waaaas der Frühling ist zurück, das ist unmöglich. Ich selbst höchstpersönlich habe dafür gesorgt. Das kann nicht sein. Es isssst aaaaaber sooooo euer Hoooooheit“, stammelte der verstörte Schnee weiterhin. Die Schneekönigin tobte und wütete so heftig, das es augenblicklich Eiszapfen stürmte und das mitten im Palast. So wütend hatte sie in den letzten 115 Jahren ihres Lebens, noch keiner erlebt. Doch nach einer Weile, legte sich der Sturm. Die Eiszapfen hörten auf von der Zimmerdecke zu regnen und die Königin saß mit ihrem Lieblingsgetränk, einer Tasse eisigem Kakao, auf ihrem Thron und dachte nach. Wie könnte sie den Frühling endgültig aus ihrem Land verscheuchen? Das ging doch nicht, das er einfach kam und gute Laune verbreitete, ohne sie zu fragen. Da musste doch was zu machen sein. 3 Stunden und 10 Tassen eisiger Kakao später hatte sie eine Idee. Wie wäre es, wenn sie den Frühling einfach gefangen nehmen und für immer in ihrem Schloss einsperren würde? Dann könnte er ihr nie wieder einen Strich durch ihren immerwährenden, eisigen Winter machen, und es wäre für alle Zeiten nur noch kalt. Oh der Königin gefiel ihr Plan und sie lobte sich sogleich sehr ausführlich dafür. Dazu stellte sie sich immer vor ihren riesig großen Spiegel, der die gesamte Höhe des Schlosses einnahm, und sprach zu sich selber: „Oh meine Königin, was sind wir wieder klug und hinterlistig und wunderschön. Solch einen brillanten Plan können nur wir uns ausdenken“. Zum Schluss schenkte sie sich noch selbst ihr grimmigstes Lächeln und zog sich an. Voller Vorfreude auf die Durchführung ihres hinterlistigen Plans schnürte sie ihre hohen Stiefel zu und warf ihren giftgrünen Schal um den Hals. Jetzt konnte es losgehen, sie war bereit dem Frühling gegenüber zu treten und ihn ein für allemal zu vernichten. Gerade als sie aus dem Schloss stürmen wollte, stolperte sie über den immer noch zitternden Schnee und fauchte ihn an den Weg frei zu machen. „Aber eure Hoheit, wwwwwisst ihr denn überhaupt wo ihr den Früüüüühling finden könnt“, stotterte der verängstigte Diener. Die Schneekönigin rümpfte empört ihre königliche Nase und sagte hochnäsig:“ Selbstverständlich weiß ich das“. Ich bin die Schneekönigin. Ich weiß alles“. Dabei hatte sie in Wirklichkeit absolut keinen Schimmer, wo sie den Frühling auftreiben konnte. Doch das würde sie natürlich niemals zugeben, wo kämen wir denn da hin, schließlich war sie die Königin. Pah. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ sie den schlotternden Schnee zurück und stampfte davon, entschlossen den Frühling zu finden, wo immer er sich auch versteckte. Diesmal nahm sie einen ihrer Eisdrachen und flog los. Sie drehte jeden Stein um und durchsuchte alle Ecken und Winkel in ganz Buckelsberg, Plusterland und Immerwald, die ihr einfielen um das Versteck des Frühlings ausfindig zu machen. So ging das eine Woche, dann einen Monat,doch jeden Abend kehrte die Schneekönigin erfolglos ins Schloss zurück. Allmählich verschlechterte sich ihre Laune wieder ganz erheblich, was man daran merkte, das eisige Stürme durch den Thronsaal fegten und die Dienerschaft ihre Arbeit wieder auf Schlittschuhen erledigen musste, was nicht allen gefiel, denn nicht alle waren von so eisigem Blute, wie die Königin selbst. Doch dann eines Abends kam Besuch ins Schloss, der unbedingt die Herrscherin sprechen wollte, obwohl man diese gerade erst zu Bett gebracht hatte. Tief ins Gesicht gezogen, hatte er die Kapuze seines Capes, das voll war von Schnee und Eiszapfen, die auch von seinen Lippen hingen. Kein Zweifel, er musste lange unterwegs gewesen sein, um hierher zu gelangen. Die Königin im Schlepptau tauchten die Diener eine halbe Stunde später wieder auf und fanden den fremden Gast wartend im Thronsaal vor, wo er es sich auf dem Stuhl der Königin soeben gemütlich gemacht hatte. Voller Entsetzen erstarrte sie, als sie sah, das er ebenfalls ein Feuer entfachte hatte, um sich die Füße zu wärmen und seine durchgefrorenen Hände. „Wer bist du und was willst du hier?“fauchte ihn die Königin an. Ich bin der Frühling, sagte der Fremde. Ich hörte du suchst nach mir. Hier bin ich“, sagte er lächelnd. Die Schneekönigin tobte vor Wut:“ Wie kannst du es wagen einfach in mein Schloss reinzuplatzen, mitten in der Nacht und es dir hier gemütlich zu machen? Nun, da du mich ja sowieso hier einsperren wolltest, dachte ich, ich komme mal vorbei und sehe mir mein neues Zuhause an. Schön. Ein bisschen kalt für meinen Geschmack, aber das lässt sich ja ändern, schmunzelte der Frühling. Raaaauuuuus….brüllte die Schneekönigin und lass dich nie wieder hier blicken. Mit dem größten Vergnügen“, antwortete der Frühling und spazierte fröhlich pfeifend aus dem Schloss. Völlig erschöpft, fiel die Königin in ihr Eisbett und augenblicklich in tiefsten Schlaf. Sogleich am nächsten Morgen erklärte sie die Suche nach dem Frühling für beendet. Niemals wieder würde sie ihn herausfordern oder nach ihm suchen. Der Schock der letzten Nacht steckte ihr immer noch in den Knochen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn der Frühling mit seinem Feuer das ganze Schloss aufgetaut hätte. Welch eine Katastrophe. Und so kam es, das der Frühling für 3 Monate im Jahr ungestraft die Herrschaft über Buckelsberg und Pulsterland und den Immerwald übernehmen durfte. Doch niemand, dem sein Leben lieb war, verlor jemals wieder ein Wort über die Geschehnisse in jener schicksalshaften Nacht. Ende

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